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Netflix: „365 DNI“ (Days) mit Vergewaltigungsfantasien zum WELTHIT! Geht das zu weit?

Quelle: NETFLIX

365 Days“ alias „365 Dni“ ist der neuste Kassenschlager der Streaming-Plattform Netflix. Seit mehreren Wochen hält sich der Erotik-Streifen nun bereits in der Top 10 der beliebtesten Inhalte und wird auch deshalb von immer mehr Menschen geschaut. Dass der Geschmack der breiten Masse kein verlässlicher Gradmesser für Qualität ist, haben in der Vergangenheit auch schon andere Beispiele bewiesen, doch bedenkt man, wie schlecht „365 Days“ wirklich ist, muss man sich angesichts seines Erfolgs doch schwer wundern.

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Der einzige Reiz von „365 Days“. Lässt man den toxischen Kontext mal außer Acht (was zugegebenermaßen ziemlich schwerfällt), sind die Sexszenen nämlich nicht nur sehr glaubwürdig geschauspielert und inszeniert, sondern auch erotischer und expliziter, als alles andere, was aktuell auf Netflix und Co. zu finden ist. Die Phrase „Warum liegt hier eigentlich Stroh“, flattert durchs Gedächtnis, denn letztlich lässt sich der als Drama deklarierte Film viel besser als Softporno bezeichnen und tut dramaturgisch und inhaltlich das, was fast alle Pornos tun: nichts!

Wie es scheint, hat Netflix mit „365 Dni“ also endlich begonnen, eine lukrative Marktlücke zu füllen, deren Besetzung seit Verschwinden der nächtlichen Erotikfilme auf Vox vor allem von all jenen schmerzlich ersehnt worden zu sein scheint, die den Klick auf diverse Pornoseiten aus Moralgründen scheuen. Frei nach dem Motto „Wenn es auf Netflix ist und von allen geschaut wird, kann es ja nicht so verwerflich sein“, wird der Algorithmus des größten Streamingdienstes also immer weiter mit „365 Dni“ befeuert.

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Ein dringendes Bedürfnis nach Erotik in allen Ehren, doch wieso kommt der Film trotz der Nötigungs-Thematik so gut an, und wieso stört sich niemand an Lauras Stockholmsyndrom und der scheinbaren Verherrlichung von sexualisierter Gewalt?

Die Antwort könnte tief in der menschlichen Psyche verankert sein, denn wie sich im Rahmen zahlreicher Studien herausgestellt hat, hegen unglaublich viele Männer und Frauen Vergewaltigungsfantasien. Das „Journal of Sex Research” beispielsweise spricht von einer Erhebung, die besagt, 62 Prozent der befragten Frauen hätten schon einmal Vergewaltigungsfantasien gehabt, 14 Prozent davon gaben an, diese Gedankenspiele hätten binnen der letzten Woche stattgefunden. Auch eine kleine Tour durch die Tiefen des Internets scheint zu bestätigen, dass etwas, das eher wie ein Randphänomen klingt, in Wahrheit recht verbreitet ist.

Das könnte erklären, weshalb „365 Days“ und seine Buchvorlage „365 Dni“ so erfolgreich sind, denn auch Filme und Romane entspringen der Fantasie, sind ihr Spiegel, regen diese an oder befriedigen sie.

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Wichtig ist an dieser Stelle jedoch der Vermerk, dass diese Vergewaltigung-Szenarien im Geiste natürlich absolut nichts mit der Realität zu tun haben! Wer Übergriffe ersinnt, wünscht sich natürlich nicht, dass diese jemals wahr werden!

Verhaltens- und Sexualtherapeutin Nicole Kienzl erklärt das Phänomen in einem Interview mit „VICE“ vom Februar 2018 so: „Eine solche Fantasie [gibt einem] die Möglichkeit, zwar in der Rolle des Opfers zu sein, aber dennoch die Kontrolle zu behalten“. Auch das wird im Netflix-Streifen „365 Days“ aufgegriffen. Laura wird zwar von Massimo entführt und ist ihm im Grunde hilflos ausgeliefert, spielt jedoch auch mit ihm und seiner Lust. So beginnt sie in einer Szene sogar, vor seinen Augen zu duschen oder schleckt an anderer Stelle lasziv an einem Eis – Dinge, die ein echtes Entführungsopfer wohl niemals tun würde. So werden die moralische Verkommenheit Massimos und die Ernsthaftigkeit der Situation ein Stück weit ausgehebelt, da Laura eben nicht bloß von ihrem Entführer zum Objekt degradiert wird, sondern zugleich auch als Strippenzieherin agiert.

„Viele gehen davon aus, dass eine Vergewaltigungsfantasie bedeutet, dass man tatsächlich vergewaltigt werden will. Das ist eine gefährliche Schlussfolgerung, weil das bedeuten würde, dass Vergewaltigung gerechtfertigt werden kann, solange Frauen über Vergewaltigung fantasieren“, wird Claudia Wille, Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Sexual- und Paartherapie, im selben „Vice“-Artikel zitiert. Derartige Fantasien seien von vornherein darauf ausgelegt, den Kopf nicht zu verlassen und seien keinesfalls mit dem Wunsch zu verwechseln, diese jemals „erfüllt“ zu bekommen.

Auch Blanka Lipinska, die 34-jährige Autorin des Erotik-Thrillers, auf dem der Film, der derzeit auf Netflix Erfolge feiert, basiert, scheint sich mit der Materie bestens auszukennen und vielen Leser*innen aus der Seele gesprochen zu haben. Die Macher von „365 Days“ haben das – wie schon die „Fifty Shades of Grey“-Schöpfer vor ihnen – erkannt. Bleibt also nur noch zu sagen: Genießen, ja, kritisch hinterfragen bitte auch, aber um Gottes willen niemals nachmachen!

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